Bockmarkt am Sonntag, 31.Juli 2011– Premiere in Bad Windsheim (31. 07. 2011)
Vor viel Publikum fand erstmals im Freilichtmuseum Bad Windsheim der Bayerische Ziegenbock Markt statt. Während bei den Böcken der Milchrassen der Marktverlauf eher unbefriedigend ausfiel, konnten die aufgetriebenen Burenböcke zum Großteil neue Besitzer finden. Um den 1a Burenbock aus der Zucht von Daniel Stief entbrannte ein regelrechtes Bieterduell, das erst bei einem Zuschlagpreis von 1020 Euro entschieden wurde. Erstmals wurde in diesem Jahr der Dietlind v. Sommerfeld-Wanderpreis für den besten Bock der Milchziegenrassen vergeben.
Vorab unter den Ausschussmitgliedern des Landesverbandes Bayerischer Ziegenzüchter e.V. heiß diskutiert, wagte man es, anlässlich des mittelfränkischen Jubiläumswochenendes in Bad Windsheim den alljährlichen Bockmarkt auf einen Sonntag zu verlegen. Dies nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass potentielle Käufer im Rahmen der Landesschau hier hervorragende Vergleichmöglichkeiten, auch der jeweiligen Muttertiere vorfanden. Außerdem hoffte man, dass gerade die Ziegenmilcherzeuger vielleicht an einem Sonntag eher Zeit finden, sich aus einer Auswahl hervorragender junger Zuchttiere ihren neuen Deckbock auswählen zu können. Diese Hoffnung erfüllte sich leider nur teilweise. Von 25 aufgetriebenen Böcken der Rasse Bunte Deutsche Edelziege verließen 15 den Ring ohne Gebot. Der Durchschnittspreis der versteigerten Böcke der Zuchtwertklasse I lag bei 384 Euro, wobei das Höchstgebot von 640 Euro auf den durchgehend mit der Note 8 bewerteten Ib-Bock aus der Zucht von Konrad Knörr fiel. Nur fünf Böcke umfasste das Angebot der Weißen Deutschen Edelziege, wovon vier Stück mit Wertklasse I bewertete Tiere einen neuen Besitzer fanden. Der Durchschnittspreis von 315 Euro konnte dabei aber – im Vergleich zu Bockmärkten der benachbarten Länder – nicht befriedigen. Weibliche Tiere der Milchziegenrassen wurden ebenfalls nur verhalten nachgefragt. Vor Beginn der Versteigerung fiel dann noch die Entscheidung, welcher der Züchter der beiden mit Ia prämierten Böcke den erstmals vergebenen Wanderehrenpreis aus der Hand der langjährigen Geschäftsführerin des Bayerischen Landesverbandes Dietlind von Sommerfeld in Empfang nehmen durfte. Die Entscheidung fiel eindeutig für die Katalognummer 1, einem wunderbaren Vertreter der Rasse Bunte Deutsche Edelziege aus der Zucht der ZZV Steinfeld unter Leitung von Rudi Hock.
Im Vergleich dazu nahm der Markt der Fleischziegen einen flotten Verlauf. Elf der fünfzehn zum Verkauf stehenden Burenböcke konnten zu zufrieden stellenden Preisen an den Mann bzw. an die Frau gebracht werden. Auktionator Gerhard Mendel, der mit viel Fachwissen und einer gehörigen Portion Humor erstmals dieses Amt wahrnahm, durfte sich beim Ia Bock aus der Zucht von Daniel Stief über zahlreiche Gebote freuen. Erst bei 1020 Euro fiel der imaginäre Hammer für den stark bemuskelten, mustergültig herausgebrachten Burenbock, der sein Gras in Zukunft in Rheinland-Pfalz fressen wird. Der Durchschnittspreis für die verkauften Böcke belief sich auf zufrieden stellende 394 Euro. Weibliche Burenziegen wurden auch hier nur verhalten nachgefragt. Der einzige zur Versteigerung stehende Walliser Schwarzhals Bock erzielte 280 Euro, wogegen der Thüringer Wald Ziegenbock kein Gebot erhielt.
Auch wenn man aufgrund der großen Zuschauerzahl doch von einem Erfolg der Veranstaltung vor allem in Hinblick auf Werbung für die Ziegenzucht sprechen kann, so bleiben doch einmal mehr genug Fragezeichen zurück. „Trotz gesteigertem Angebot an züchterisch äußerst wertvollen Zuchtböcken lässt die Nachfrage nach und auch die Steigerungspreise fallen in den Keller und decken oft kaum noch die Aufzuchtkosten der Jungböcke, die Arbeitsstunden noch nicht einmal eingerechnet“ , resümiert Landesverbandvorsitzender Rudolf Rogg, auch angesichts der ebenfalls unbefriedigenden Auktionsverläufe der benachbarten Märkte in Baden-Württemberg und Hessen. Gerade bei den Milchziegenrassen ist der Trend sich über die Märkte mit guten Zuchttieren zu versorgen, stark rückläufig. Es wäre schade, wenn aufgrund dieser für alle Seiten unbefriedigenden Vermarktungssituation wertvolle Zuchttiere in Zukunft der Landeszucht verloren gingen. Vielen Züchter, die oft schon über Jahrzehnte strenge Selektion betreiben, um gerade für die Melkbetriebe hervorragende Jungböcke liefern zu können, sehen sich immer mehr enttäuscht über die mangelnde Nachfrage, gerade der großen Betriebe. Es wäre keinem zu verübeln, wenn er sich den Aufwand für die Bockmärkte in Zukunft ersparen würde. Welchen Schaden diese Entwicklung aber auf die Qualität der Zuchttiere nehmen wird, kann erst die Zukunft zeigen. Der bayerische Landesverband sieht diesen Trend mit großer Sorge, so dass man sich die Worte des Vorsitzenden Rudolf Rogg im Sinne der Ziegenzucht zu Herzen nehmen sollte: „Künftige Zuchtwertschätzungen von Tieren können eine Alternative zum Zuchtfortschritt sein. Aber ohne jährliche Bockmärkte mit einer großen Anzahl guter angebotener Tiere geht es nicht. Und jeder Ziegenhalter, egal ob kleiner Zuchtbetrieb oder Milchlieferant mit einem großen Bestand sollte diese Chance nutzen!! Nur eine breite Zuchtbasis mit guten Ausgangstieren fördert und sichert den Fortschritt in der Ziegenzucht!!“
(Andrea Kaufmann, August 2011)
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