100 Jahre Ziegenzuchtvereinigung Mittelfranken e.V. (01. 08. 2011)
Wer erfahren will, was die Ziegenzucht mit der industriellen Revolution zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende zu tun hat, sollte sich die Chronik der Ziegenzuchtvereinigung Mittelfranken e.V. zu Gemüte führen. Vorstand Johannes Maibom hat anlässlich des hundertjährigen Jubiläums zusammen mit Ingrid Knörr in akribischer Kleinarbeit die Vereinsgeschichte zusammengefasst. So erfährt man zum Beispiel, dass die Haltung von Ziegen zur Gründungszeit nicht auf das Land beschränkt war, vielmehr viele Ziegen zur Ernährung der Arbeiterschicht ihre Heimat in den Städten fanden. Um die Zucht zu verbessern, wurde schließlich 1911 unter großer Anteilnahme auch der Obrigkeit der Verband mittelfränkischer Ziegenzüchter in Nürnberg gegründet. Dank der umsichtigen und gewissenhaften Verbandsführung und dem ausführlichen Archiv konnte die Entwicklung der Ziegenhaltung mit allen Aufs und Abs, mit allen Persönlichkeiten, großen und kleinen Anekdoten fast lückenlos zusammengestellt werden. Um das Jubiläum schließlich gebührend zu feiern, wurde mit dem Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim ein würdiger und auch passender Rahmen ausgewählt. Neben Landesschau und Bockmarkt erwartete die Jubiläumsbesucher ein bunter Festabend im Alten Bauhof des Museums. Neben vielen Ziegenzüchtern und Interessenten waren auch zahlreiche Ehrengäste der Einladung gefolgt. Neben Ministerialrat Hans Klein, Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, hatten sich unter anderem Zuchtleiter Dr. Christian Mendel mit einigen der bayerischen Fachberater unter die Ziegenzüchter aus nahezu allen bayerischen Bezirken gesellt. Mit zünftiger Blasmusik und schwungvollen Vorführungen der Volkstanzgruppe Ansbach sowie einem reichhaltigen Buffet, natürlich auch mit Ziegenspezialitäten, war für beste Stimmung gesorgt. Lebendig und mit viel Idealismus vorgetragen, ließ Johannes Maibom die 100 Jahre Vereinsgeschichte mit herrlichen Bildern Revue passieren *). Fast zu jeder Anekdote gab es auch eine besondere Person zu erwähnen und wenn diese anwesend war, dann wurde sie vom Vorsitzenden ans Rednerpult gebeten. Vom ehemaligen Tierzuchtleiter Dr. Josef Däubler, der sich in seiner Amtszeit immens für die Ziegenzucht eingesetzt hat über verdiente Züchter wie Konrad Knörr, Zill Günther oder Willi Röck bis hin zum ersten Direktvermarkter mit Ziegenkäse in Mittelfranken Heinz Schober und der langjährigen Vorsitzenden Gertrud Hufnagel oder Rudolf Raith, der als Leiter der Lehrmolkerei in Triesdorf die Verarbeitung von Ziegenmilch in Franken eingeführt hat, jeder hatte etwas zu seinen Erfahrungen mit den liebenswerten Meckerern und ihren Menschen zu erzählen. Unvergessen für viele ältere Ziegenzüchter auch die Geschichten über die „Annemirl“, die für ihre „Wunderziegen“ sogar vom ehemaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke ausgezeichnet wurde.
Johannes Maibom verstand es an diesem Abend hervorragend seine Gäste mit einer lebendigen Geschichte der Ziegenzucht und –haltung in Mittelfranken von Beginn des 20.Jahrhunderts bis heute zu unterhalten.(Wiederholung ?? siehe*) Vom Ernährer nicht so wohlhabender Bevölkerungsschichten bis hin zum modernen Landschaftspfleger und Lieferant wertvoller Grundnahrungsmittel hat die Ziege bis heute seine Nische in der landwirtschaftlichen Produktion halten können, wenn auch nur im kleinen Rahmen. Die gelungene Jubiläumsveranstaltung eines engagierten Regionalverbandes bot auf jeden Fall wieder Anlass, die Ziegenzucht hier in Bayern auf gar keinen Fall abzuschreiben. Vielmehr sind es gerade die vielen jungen begeisterten Züchter, die das Fortbestehen der Ziege als landwirtschaftliches Nutztier mit Seele pflegen. und auch weiterhin den Aufwärtstrend erkennen lassen. Ziegen und ihre regionale Produkte sind wieder „in“!
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