Nachruf Frau Dietlind v. Sommerfeld
Ein langes Leben ging am 5.Mai 2023 zu Ende. Frau Dietlind von Sommerfeld, die über Jahrzehnte die bayerische Ziegenzucht mit unermesslichem Einsatz und Fachkompetenz prägte, verstarb im 94. Lebensjahr. Zurück bleiben viele schöne Erinnerungen und ganz viel Dankbarkeit um ihre Verdienste, aber auch um ihre bescheidene, aber immer aufgeschlossene menschliche Art. In den letzten Jahren mehr oder minder an ihr Zuhause gefesselt, freute sie sich immer, wenn man sie anrief. „Wie geht es im Verband? Was macht der Bockmarkt?“, ihre Gedanken waren wohl bis zum Ende auch bei „ihrem“ Ziegenzuchtverband.
Geboren 1929 in Berlin, aufgewachsen in Mecklenburg-Vorpommern musste sie in jungen Jahr Flucht und Vertreibung aus der Heimat miterleben. Nach dem Krieg kam sie in Norddeutschland unter, wo sie zuerst einen Berufsabschluss als Gärtnerin machte und später eine Ausbildung zur Geflügelzuchtgehilfin absolvierte. 1961 trat sie in den bayerischen staatlichen Beratungsdienst als Fachberaterin für Geflügelproduktion im Regierungsbezirk Oberbayern ein. Zehn Jahre später wurde sie zusätzlich mit der Betreuung und Beratung der damals noch spärlichen Ziegenzuchtbetriebe in Oberbayern beauftragt. „Den Job wollte keiner haben, da habe ich es halt gemacht!“ sagte sie einmal schmunzelnd. Frau v. Sommerfeld entwickelte sich rasch zur Expertin und gefragten Ansprechpartnerin in allen Fragen rund um die Ziegenhaltung. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Beratungsdienst im Jahr 1994, übernahm Frau von Sommerfeld die überwiegend ehrenamtliche Geschäftsführung des Landesverbandes Bayerischer Ziegenzüchter e. V. . Ohne Übertreibung kann man sagen, dass diese Aufgabe zu ihrer Berufung wurde, die sie mit viel Herzblut und Engagement auch als 2.Vorsitzende bis 2010 wahrnahm. In dieser Zeit erlebte die Ziegenhaltung einen enormen Aufschwung. Zu Beginn der Tätigkeit von Frau v. Sommerfeld verteilten sich die damals registrierten ungefähr 10.000 Ziegen überwiegend auf kleinste Betriebe. Am Ende ihrer aktiven Laufbahn beim Ziegenzuchtverband standen in Bayern geschätzte 40.000 Ziegen, inzwischen auch in Großbetrieben mit Milchlieferung an Molkereien und auf direktvermarktenden Betrieben mit Hofkäserei. Das Spektrum an züchterisch bearbeitenden Ziegenrassen erweiterte sich und auch hier leistete Frau v. Sommerfeld wertvolle Pionierarbeit, die bis heute ihre Früchte trägt. Ob es die Überführung der Zuchtbücher in die EDV oder die Organisation von Gesundheitsvorsorgemaßnahmen, wie zum Beispiel die CAE Sanierung waren, was Frau v.Sommerfeld in die Hand nahm, gelang. Auf Zuchtschauen war sie eine begehrte, weil immer objektive und fachkundige Zuchtrichterin. Wer Fragen hatte zu Produktionstechnik oder Stall Bau für Ziegen, zu Haltungs- und Züchtungsfragen oder der praktikablen Umsetzung der umfangreichen gesetzlichen Vorgaben in der Direktvermarktung, war bei ihr eigentlich immer an der richtigen Adresse. Unvergessen für viele Weggefährten und –Gefährtinnen wird ihr unermüdliches Bemühen anlässlich des Zentrallandwirtschaftsfestes auf der Theresienwiese in München bleiben. „Man konnte noch so früh kommen, Frau von Sommerfeld war immer schon da!“ musste selbst Bayerns Zuchtleiter Dr. Christian Mendel feststellen. Bezeichnend für ihren Arbeitseifer und vor allem die Freude an der Aufgabe, mit der Frau von Sommerfeld ihrer Tätigkeit bis ins hohe Alter nachging, ist, dass sie auch nach ihrer offiziellen Verabschiedung und nach mehrfachen gesundheitlichen Rückschlägen immer wieder auf ihren Posten zurückkehrte. Auch nach dem Umzug der Verbände nach Grub kam sie noch regelmäßig ins Büro und unterstützte die neuen Kräfte in der Geschäftsstelle mit all ihrem Wissen und vor allem ihrer Erfahrung. Fünf Vorsitzende – Edmund Hampel von 1971-77, Franz Schmidt von 1977-1995, Martin Baumbach von 1995-2005, Karl-Heinz Frank von 2005-2010 und zuletzt Rudolf Rogg von 2010 -2015 durfte Frau von Sommerfeld begleiten und jeder von ihnen wusste sehr zu schätzen, was sie für den Verband leistete. „Wenn wir irgendetwas wissen wollten, wenn Problem auftauchten oder Rat benötigt wurde, Frau von Sommerfeld war immer für uns alle da!“ so der Verbandsvorsitzende Rudolf Rogg mit großer Wertschätzung. Die Bezirksverbände Oberbayern und Schwaben, deren Mitglied Frau von Sommerfeld war, ernannten sie als Zeichen der Anerkennung für den unermüdlichen Einsatz im Dienste der Ziegenzucht schon früh zum Ehrenmitglied. Das Fachreferat im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bedankte sich beim offiziellen Ausscheiden Frau von Sommerfelds mit einem besonderen Erinnerungsstück für die vielen Jahre des Schaffens für die Ziegenzucht. OAR Gottfried Prantl, nicht nur Kollege, sondern langjähriger Weggefährte und Freund, überreichte eine antiquarische Holzstatue mit zwei Ziegen, die zukünftig als Wanderehrenpreis im Namen Dietlind von Sommerfelds alljährlich für ein herausragendes Zuchttier vergeben werden soll. Der begehrte Ehrenpreis wird auch in Zukunft an das Schaffen „unserer“ Frau von Sommerfeld erinnern, was für eine schöne Idee!
Menschen treten in unser Leben und begleiten
uns eine Weile. Einige bleiben für immer,
denn sie hinterlassen ihre Spuren in unseren
Herzen.
In tief empfundener Dankbarkeit und mit einem ehrenvollen Gedenken nehmen wir Abschied von Frau von Sommerfeld.